„Warum reitest du eigentlich? Ist das nicht Tierquälerei? Die Pferde werden zu Höchstleistungen gezwungen, müssen sich dem Reiter unterwerfen und gehen daran kaputt – das wird doch ganz oft im Fernsehen gezeigt. Dieser Totilas ist doch nur einer von ihnen.“
Meine Tante steht vor mir und sieht mich mit fragenden Augen an. Sie hat mit Pferden nichts am Hut und bekommt die Geschehnisse des Reitsports nur am Rande mit. Ich erkläre ihr, dass nicht jeder Reiter sein Pferd quält, nicht jedes Pferd in Boxenhaltung lebt und der Reitsport nicht das ist, was durch Rollkur und LDR entsteht.
Ich frage mich, ob das heute der Sport ist, den ich seit über 13 Jahren als Hobby betreibe. Ob es nach Außen hin wirklich so wirkt, als würden wir alle unseren Pferden das Maul an die Brust ziehen. Und ob ich wirklich stolz auf „meinen“ Sport sein kann.
Seit Jahren besuche ich die Pferd International in München. Hauptsächlich sitze ich am Dressurviereck und dem dazugehörigen Abreiteplatz. Hin und wieder mal beim Fahrsport, beim Springen und den Messeständen. Ich stand neben den heutigen „Größen“ des Reitsports, den Top-Pferden und den Bundestrainern. 2014 hatte ich eine Kamera in der Hand, da ich Bilder für meine Seminararbeit mit dem Thema „Das Pferd im Dressursport – Partner oder Sportgerät?“ machen wollte. Da ich dort sowohl positive als auch negative Beispiele des Dressurreitens einbringen wollte, war ein internationales Turnier eine gute Wahl. Dachte ich zumindest. Als ich dann mit meiner Kamera am Abreiteplatz stand und mich durch meine Fotos durchklickte, war ich doch etwas sprachlos. Ich durfte eine Reiterin aus der Schweiz fotografieren, die mit ihrem Pferd über den Sand schwebte und dennoch „nur“ auf dem 11. Platz landete. Ich habe die Gewinnerin ab Abreiteplatz fotografiert und dachte, dass am Dressurreiten mehr Spaß macht als nur der Applaus am Ende eines Rittes – die Mimik der Reiterin als auch der des Pferdes sprachen andere Bände.
Ich gehe gerne auf Pferdeverantstaltungen wie zum Beispiel der Pferd International. Aus dem Grund, weil ich es faszinierend finde, wie viele Menschen sich für das Pferd und den Reitsport interessieren und begeistern.
Aber das, was ich dort fotografiert habe, ist nicht mein Sport.
Foto: Pia Weiken
Je mehr ich in den letzten Jahren gesehen, gelernt und mich mit dem „korrektem“ Reiten beschäftigt habe, desto mehr wurde mir bewusst, was in der Reiterwelt alles schief läuft. Aber auch, was wir als einzelne Person für unsere Pferde tun können. Für die Pferde verändert sich nichts zum Guten, wenn wir uns alle gegenseitig die Köpfe einschlagen, weil es tausend verschiedene Meinungen zu einem Thema gibt. Das, was uns aber alle nach vorne bringt, ist, dass wir handeln. Und vor allem wie wir Handeln. Dass wir unser eigenes Handeln hinterfragen und uns weiterbilden – für unsere Pferde.
Als ich mich fragte, was ich für die Pferde tun kann, bin ich auf den Blog dariadaria von Maddie gestoßen. Sie setzt sich für die faire Herstellung von Kleidung, den veganen Lebensstil und alle möglichen Missstände in der Welt ein. Auf ihrem Blog informiert sie uns Leser, wie leicht es ist, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Für mich ist Chevassion ein Herzensprojekt. Seit August 2015 mache ich ein Praktikum bei meiner Trainerin Rebecca-Maria Ratmann. In dieser Zeit habe ich sehr viel erlebt, gelernt und bin jeden Tag ein kleines Stückchen weitergekommen. In dieser Zeit gibt es so viele Dinge, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern und mich zum schmunzeln bringen. Zu viel um es in einem – eh schon so langen Blogpost- zu schreiben… Durch den Blog möchte ich Euch gerne daran teilhaben lassen. Ich möchte Euch zeigen, dass „Richtig Reiten reicht“ (Major a.D Paul Stecken) und mit welchen „Kleinigkeiten“ man seinem Pferd ein schönes Leben (Haltung, Gesundheit, Training) ermöglichen kann. Man muss keinen Grand Prix reiten können, ein Pferd mit einer top Abstammung besitzen oder Millionen auf dem Konto liegen haben um Erfolg zu haben – Erfolg für und mit dem Pferd.
Nächste Woche gibt es eine Veranstaltung, die Ihr nicht verpassen solltet: Die „Partner Pferd“ in Leipzig.
In Halle 1 liefert die Partner Pferd den Auftakt für die Weltcup-Turniere im neuen Jahr. Es finden mehrere Springprüfungen, der Weltcup der Vierspänner und auch der Weltcup der Voltigierer statt. Neben dem täglichen Turniersport gibt es im Aktionsring eine bunte Mischung aus allen möglichen Sparten der Reiterei.. Von Rassepräsentationen über Aktionen für Kinder bis hin zu Informationen zur Ausbildung für Pferd und Reiter ist alles dabei. Alle allgemeinen Infos sowie den aktuellen Tagesplan findet ihr hier und hier.
Am Donnerstag um 13:35 Uhr, Freitag um 18:35 Uhr, Samstag um 09:25 Uhr und Sonntag um 16:25 Uhr geht es bei Maria Ratmann und Margaux Brauleke um die Ausbildungsskala im richtigen Kontext. Ein Pflichttermin für alle Reiter, denen die Ausbildung ihres Pferdes am Herzen liegt- egal ob man an den Grundlagen oder hohen Lektionen arbeitet. Ich werde an allen vier Tagen für Euch mit der Kamera dabei sein, um den Blog und YouTube mit Videos und Bildern zu fluten und freue mich auf vier schöne Messetage!
Ich freue mich Dich persönlich zu kennen und Deinen Weg mitzuerleben
Danke 🙂
Ich durfte Eva schon kennenlernen, die in der Zeit ihres Praktikums bei Maria zu einer Unterrichtseinheit mit ihr zu mir kam. Eine sehr nette junge Frau, mit dem Herz am richtigen Fleck, vorurteilsfrei, respektvoll und mutig! Mutig, weil sie nicht den Schafen folgt sondern sich bemüht „sehen“ zu lernen. Mach weiter so, Eva! Lg Manu
Danke! 🙂
Früher wurde auch nicht überall besser geritten und trotzdem wurden die Pferde zwanzig Jahre und älter. In den neunziger Jahren wurden viele Pferde geehrt die erfolgreich im Sport liefen und in bester Gesundheit ihren 30. Geburtstag feierten. Diese Events fehlen seit dem Millenniumwechsel.
Haben nun alle Reiter „Alzheimer“ und wissen nicht mehr wie „Richtig Reiten“ geht? oder hat sich etwas anderes verändert? Dann vergleicht doch mal das Aussehen der stabilen und leistungsfähigen Pferde von vor dreißig oder vierzig Jahren mit den heutigen langbeinigen, schmalbrüstigen „Schönheiten“. Die müssen 24/7 mit Bandagen und Springglocken davor geschützt werden sich mit ihren „phantastischen Gängen“ nicht selbst zu verletzen und die eine durchschnittliche „Nutzungsdauer“ von unter vier Jahren haben.
Es ist die Zuchtauswahl, die ständig noch spektakulärere Gänge fordert und damit Pferde zu armseligen hypermobilen Kreaturen mutieren lässt, die einen Krankengymnasten statt eines Reiters brauchen. Um über diese Zusammenhänge aufzuklären hat sich der Verein „Pro Equo“ gegründet, der sich für den Erhalt eines vielseitigen Reitsports einsetzt, auf Pferden die körperlich in der Lage sind ihre Aufgabe zu erfüllen.