Vor fünf Jahren bin ich mein letztes Turnier gestartet- genauer gesagt mit Beggy bei den Internationalen Haflingermeisterschaften in Gunzenhausen. Wir waren gemeinsam über vier Jahre auf den unterschiedlichsten Turnieren in Bayern und Baden-Würtemberg unterwegs und sind in E-Dressuren und Gelassenheitsprüfungen gestartet. Mir hat das Turnierreiten immer total Spaß gemacht und ich bin sehr dankbar für diese Zeit. Dankbar für die ganzen Erfahrungen, für die Unterstützung meiner Familie und dafür, dass Beggy jeden Quatsch (mehr oder weniger haha) mitgemacht hat, den ich mir vorgenommen habe. Schleifen waren Nebensache- klar ist es toll platziert zu sein und eine Ehrenrunde reiten zu dürfen aber letztendlich zählten die Erinnerungen, die wir am Ende des Tages mit nach Hause gekommen haben. Ich habe es geliebt sehr früh aufzustehen, alles fertig zu machen und teilweise schon um halb 8 irgendwo am Abreiteplatz auf dem Pferd zu sitzen. Wir hatten tolle Tage aber auch weniger gute Prüfungen, für mich ging es letztendlich nur um den Spaß an der Sache und ich glaube, das hat uns auch ein großes Stück zusammen geschweißt.
Warum wir dann aufgehört haben auf Turniere zu fahren? Mit den Jahren wurde mir immer mehr klar, dass es bei Turnieren letztendlich darum geht, wie viel dein Outfit wert ist, welche Abstammung dein Pferd besitzt und wie dein Nachname lautet- zumindest auf regionalen Turnieren. Als ich in ein Reitgeschäft ging um mir neue Stiefel zu kaufen, wurde mir dazu geraten das Modell für mehrere hundert Euro zu wählen, da die Richter erkennen welche Marke man trägt und sich dies in der Note wiederspiegelt. Will ich, dass mich die Richter danach beurteilen wie viel meine Stiefel wert sind?
So sehr ich die Turnierzeit geliebt habe- irgendwann habe ich mich nicht mehr wohlgefühlt. Ich möchte nicht platziert werden, nur weil mein Pferd die Vorhand schön in die Luft katapultieren, ein paar bekannte Vererber im Stammbaum vorweisen kann und ich das Sakko der Marke xy trage. In dieser Zeit habe ich viel darüber nachgedacht, ob das so der richtige Weg ist den ich eingeschlagen habe und ob dies das Umfeld ist, in dem ich mich bewegen möchte. Mir war der faire Umgang mit Pferden und eine korrekte Ausbildung immer schon sehr wichtig aber der Turnierplatz war nicht der Ort an dem ich das finden konnte. Deshalb beschloss ich, dem Turniersport den Rücken zu kehren, machte keine Abzeichen um in höheren Klassen starten zu können und war froh, dass wir nicht verbissen an die Sache heran gegangen sind und den Spaß daran nie verloren haben.
Heute läuft immer noch einiges falsch in der Turnierwelt- egal ob man sich auf dem Abreiteplatz einer A-Dressur oder eines Grand Prix umsieht. Das ist alles andere als toll und ich denke man darf nie aufhören seine Stimme für die Pferde zu nutzen und nicht wegsehen. Ich habe in den letzten Jahren eine Menge Pferdemenschen kennenlernen dürfen, die sich für korrekte Pferdeausbildung, -haltung und einem fairen Umgang einsetzen. Egal ob Turnierreiter, Reitlehrer, Freizeitreiter oder Hufpfleger – jeder trägt seinen Beitrag dazu bei, was das Hobby „Reitsport“ letztendlich für die Pferde bedeutet.Deshalb sind nicht die Turniere allein das Problem, sondern wie dort geritten und mit den Pferden umgegangen wird. Nicht jeder der Turniere reitet, behandelt sein Pferd schlecht- ganz im Gegenteil, es gibt einige die das super machen, den Spaß nicht verlieren und nicht vergessen, dass das Pferd kein Sportgerät sondern ein Sportpartner ist. Ich bin sehr gerne aufs Turnier gefahren und habe in letzter Zeit oft darüber nachgedacht, einfach wieder anzufangen. Warum nicht einfach losfahren, zeigen, dass es auch anders geht und dabei den Spaß nicht verlieren?
Das lässt sich im Moment nur schwer realisieren.. Beggy ist im Moment nicht ganz fit, wird in zwei Monaten 22 Jahre jung und hat ehrlich gesagt auf Turnieren schon genug Quatsch mitgemacht. Panada ist noch weit von Turnieren entfernt- wir werden sehen wie sie sich unter dem Sattel entwickelt und ob das überhaupt was für sie ist. Aber mal sehen, vielleicht ergibt sich das mal irgendwann- Lust hätte ich auf jeden Fall 🙂