Sperrriemen – nützlich oder nicht?

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Facebook ist heutzutage eine der besten Möglichkeiten die eigenen Interessen, Fortschritte oder Informationen mit anderen Menschen zu teilen. Natürlich profitieren wir Reiter auch davon. Es gibt Gruppen, in denen über die verschiedensten Themen von der Fütterung über die Reitweise bis hin zur Pferdeausrüstung, diskutiert werden. Außerdem haben Reiter die Möglichkeit ihren Schützlingen eine „eigene“ Facebookseite zu erstellen um der Welt zu zeigen, was sie besonders gut können und wie sie sich weiterentwickeln. Eine gute Möglichkeit um sich im Netz auszutauschen, Tipps zu bekommen und seine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Selten sind sich diese Menschen einig, jeder hat seinen Standpunkt und ist von diesem überzeugt. Ein häufiges Streitthema ist der Einsatz des Sperrriemen.

Meine Meinung über den Sperrriemen hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Jahrelang bin auch ich mit der „normalen“ Ausstattung geritten: Wassertrense, Kehl- und Nasenriemen, Stirnband und natürlich Sperrriemen. Ich habe mir nie Gedanken gemacht, was seine Aufgabe ist, wer ihn erfunden hat und was für Folgen die Nutzung haben könnte. Doch als ich beschlossen hatte, die Trainerin zu wechseln, war das Erste was ich bei der ersten Stunde im Jahr 2013 getan habe, den Sperrriemen aus der Schnalle zu ziehen. Warum eigentlich? Es reiten doch so viele Menschen mit diesem Riemen, so schädlich kann er doch gar nicht sein?!

Ursprünglich wurde der Sperrriemen dafür entwickelt den Zug auf das Gebiss zu verringern und diesen auf den Nasenrücken weiterzuleiten. Dazu wurde er anders als heute verschnallt: erst jeweils von Innen nach Außen durch das Gebiss „gezogen“ und dann geschlossen. Außerdem wurde er bei Kriegspferden eingesetzt, um zu verhindern, dass sich die Pferde im Falle eines Sturzes den Unterkiefer brechen. Doch beides sieht man heute nicht mehr: weder den zugeschnürten Unterkiefer im Krieg noch die Verschnallung von Innen nach Außen. Im ersten Moment war ich deshalb ziemlich verwundert und habe angefangen das Thema „Sperrriemen“ zu hinterfragen.

Größe anders

Wenn ich manche Reiter frage, warum sie ihn denn eigentlich verwenden höre ich, dass das Pferd „die Zunge ohne den Sperrriemen so raus streckt“, „sich so auf die Hand legt“ oder „sonst zu sehr das Maul aufreißt“. Viele Reiter (ich nehme mich hier nicht aus) wissen nicht, wofür er eigentlich da war und, dass sich solche Probleme damit nicht in Luft auf lösen wenn man dem Pferd einen weiteren Riemen um das Maul legt. Eher im Gegenteil:

Dadurch, dass das Pferd das Maul nicht aufmachen kann, kann es dem Druck nicht ausweichen. Das führt zu Schmerzen und zum Blockieren des Kiefergelenkes. Außerdem kann es den Speichel nicht richtig ab schlucken.

Ja, wenn wir den Sperrriemen vermehrt weglassen, werden wir evtl. auch mehr Pferde mit aufgerissenen Mäulern sehen. Aber sollten wir uns dann nicht fragen, warum das so ist? Ist das nicht ein deutliches Zeichen dafür, dass unserem Pferd etwas nicht passt und es sogar Schmerzen hat? Sollten wir dann nicht etwas ändern?

Ein weiterer Grund warum ich nun ohne Sperrriemen reite ist, dass ich persönlich finde, dass die Pferdeköpfe durch das viele Leder gar nicht zur Geltung kommen. Mittlerweile erinnern mich diese eher an zugeschnürte Pakete als an Köpfe mit den verschiedensten Blessen, Farben, Augen und Ohren.

Ich möchte damit nicht sagen, dass jeder der den Sperrriemen verwendet keine Ahnung von Pferden und dem Reiten hat. Wir sollten uns alle fragen, ob wir wirklich nur das Beste für unser Pferd wollen und was wir alles dafür tun.

Es ist ein minimaler Aufwand, den Sperrriemen aus der Schlaufe zu ziehen und ihn mit einem guten Gewissen in der Sattelkammer zu lassen.

Ein Versuch ist es wert – Euer Pferd wird Euch für diese kleine Geste danken!

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