Ich stehe am Rande des großen Grasplatzes auf dem gerade die Gruppenspringprüfung CSI 3* im vollen Gange ist und lausche den Diskussionen meiner Freundinnen. Hinter mir befindet sich der Abreiteplatz, es ist warm und riecht (wie immer) stark nach Fliegenspray. Im Minutentakt gehen die Pferd-Reiter-Paare an mir vorbei… Voller Konzentration beim Einritt und fröhlichen (oder verkniffenen) Gesichtern auf dem Rückweg.
Ich stehe inmitten der größten Reitsportveranstaltung Süddeutschlands. Der Pferd International in München.
Seit Jahren findet man mich dort am Dressurviereck, Springplatz oder auch bei den Fahrern und Western bzw. Working Equitation Reitern. Ich habe die aktuellen „Größen“ getroffen, viele Prüfungen verfolgt und einer Menge Pferde in die Augen gesehen. The same procedure as every year… Doch dieses Mal wird mir einmal mehr klar, worum es hier eigentlich geht bzw. gehen sollte. Es heißt ja nicht umsonst PFERD international.
Ich ziehe meinen Hut vor all diesen Sportpferden dieser Welt. Diese Lebewesen mit dem riesigen Herzen auf vier Beinen, die alles für etwas tun, was einzig und allein der Reiter auf ihrem Rücken möchte. Den Richtern gefallen und vor allem: Gewinnen. Sie kämpfen im Parcours und schmeißen ihre Beine so hoch sie können sobald die Glocke im Dressurviereck läutet. Sie biegen ihre Gliedmaßen für Sprünge die weit größer sind als sie selbst (1,80m +) so sehr, wie ich es wohl in keiner Yogastunde „schaffen“ würde. Sie kämpfen und geben sich am Ende des Tages mit einer Portion Heu, Kraftfutter und Box zufrieden. Denken wir.
Dies soll keinesfalls zu einem Text gegen Rollkur und den Turniersport werden, denn darum geht es heute nicht. Es geht nicht um die Schleifen, die wir uns zuhause aufhängen oder den Champagner, der bei einem Sieg reichlich vergossen wird. Es geht einzig und allein um die, die es uns ermöglichen unsere Zeit mit einem so tollen Hobby zu verbringen. Die, die uns eine ehrliche Rückmeldung in jeder Situation geben und sich nicht mit einer 8,0 auf dem Protokoll zufrieden geben. Die Pferde geben uns so viel- egal ob es nun im heimatlichen Stall, im Gelände oder auf einem internationalen Turnier ist.
Es ist an der Zeit, dass wir ihnen den Respekt und die Zuneigung entgegenbringen, die sie für ihr so großes Engagement mehr als verdient haben. Es ist an der Zeit, ihnen in die Augen zu sehen und den Mund für sie aufzumachen. Denn aktuell spiegelt sich „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ in den aktuellen Platzierungen deutlich wieder. Doch, dass Schweigen selten so „golden“ ist, zeigen uns nicht zuletzt die Pferde, die durch die Natur selbst bei Schmerzen keinen Laut von sich geben..
Wie wahr
Es ist sehr traurig das es immer nur um Leistung geht und hierbei die Pferde vergessen werden
Das stimmt..! Danke Carmen 🙂
Ein Pferd ist kein Sportgerät, sondern ein Lebewesen, dem Respekt gebührt. Man darf es nicht einfach so „ausbeuten“ und zu Sklaven der glänzenden Medaillen machen. Viele vergessen das.
Danke Eva, dass du die Menschen daran erinnerst! Weiter so!
Da hast Du vollkommen Recht Julia! Danke! 🙂
Unglaublich gut auf den Punkt gebracht und hoffentlich regt es bei einigen Denkanstösse aus.
Mit fällt dazu dieses hier ein:
GEBET EINES FOHLENS
Mit meinem ganzen Pferdeherzen bitt´zum Himmel ich:
Gib mir starke, schnelle Beine –
Menschenkind – sie sind für dich !
Schicke Kraft in meinen Rücken, tragen,rennen, zieh´n will ich, laß mir alle Siege glücken
– Menschenkind – ich tus für dich !
Nur eins: Liebe soll es geben, Menschenkind, von dir zu mir
– durch mein ganzes Pferdeleben schenk ich Treue dir dafür !
“ AMEN „